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Palliativ Pro
Förderverein für Palliativmedizin und -pflege in Mittelhessen e.V.

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2018-11-19: Oberbürgermeisterin, Landrätin und Regierungspräsident fördern mit ihren Namen einen würdevollen Umgang mit schwer kranken und sterbenden Menschen

Dritter Palliativtag Giessen

 

3. Tag der Palliativ- und Hospizversorgung für Kinder und Jugendliche in Mittelhessen: Gäste unterzeichnen die „Charta für Sterbende“ im Hermann-Levi-Saal
Fotos: Jutta Königsfeld

 

Gießen. „Die Charta ist eine Plattform, die einen Eindruck vermittelt, für welche Idee wir stehen.“ Dr. Holger Hauch ist seit fast 20 Jahren ein leidenschaftlicher Kinderarzt. Leben retten war viele Jahre sein Leitmotiv. Seit er als Leiter mit seinen Kolleginnen vom Kinder Palliativ Team Mittelhessen arbeitet, dreht sich alles um die Frage: Was ist zu tun, wenn es keine Heilung mehr gibt? Und wie ist es zu tun? Am „3. Tag der Palliativ- und Hospizversorgung für Kinder und Jugendliche in Mittelhessen“ stellte er rund 100 Gästen im Hermann-Levi-Saal des Gießener Rathauses die Selbstverpflichtung „Charta für Sterbende“ vor. Diese waren gekommen, die Satzung zu unterzeichnen, genauso wie zuvor Schirmherr und Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich, Landrätin Anita Schneider und Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz. Ziel ist dabei, einen offenen Umgang mit würdevollem Sterben zu erreichen.

„Wir versuchen dieses Thema zu enttabuisieren“, sagt Holger Hauch in seinem Vortrag, in dem er die fünf Punkte der Charta erläutert. Diese ist vor acht Jahren von 200 Fachleuten aus 50 gesellschaftlich und gesundheitspolitisch bedeutenden Einrichtungen erarbeitet worden. Formuliert wird darin nicht nur der Ist-Zustand in der Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen dargestellt, sondern genauso die Aufgaben, Ziele und Bedürfnisse. „Die Charta liefert den Rahmen, kranken Menschen würdevoll zu begegnen.“

Sterben, Tod und Trauer als Teil des Lebens zu begreifen, dies im gesellschaftlichen Bewusstsein zu verankern und allen Menschen in Deutschland ihren individuellen Bedürfnissen entsprechend einen gerechten Zugang zu einer würdevollen Begleitung und Versorgung am Lebensende zu ermöglichen – darum geht es nun mit der Umsetzung der der fünf Leitsätze im Rahmen einer nationalen Strategie. Trägerorganisationen der „Charta für Sterbende“ ist die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin, der Deutsche Hospiz- und Palliativ-Verband und die Bundesärztekammer. Finanziell gefördert wird sie von der Robert-Bosch-Stiftung, der Deutschen Krebshilfe und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. „Bisher haben bereits über 22.500 Unterschriften die Charta unterzeichnet“, berichtet der Mediziner, davon mehr als 1700 Institutionen und entsprechend Einzelpersonen. Als Höhepunkt der Veranstaltung übergeben die Gäste die ausgefüllten Unterzeichnungen. Ein Gruppenbild mit den Beteiligten bildet den Abschluss der förmlichen Charta-Feier.

Vorausgegangen waren zwei Programmpunkte, die thematisch zur Unterzeichnung hinführten. Sensibel moderiert von Pfarrer Thomas Born zeigte der 15-minütige Kurzfilm „Mira Sternenkind“ den Alltag einer alleinerziehenden Mutter mit ihrem sechsjährigen Sohn und der schwer kranken zwölfjährigen Tochter. Jahre zuvor zeigen die Aufnahmen ein Mädchen, das noch viel kann: Laufen, sprechen, lachen. Miras letztes Lachen hat die Mutter lange nicht mehr gehört. Wenn der kleinere Bruder Quatsch macht, dann ist es da – aber immer seltener. „Die Momente, in denen Mira lacht, ist das ein himmlischer Moment für mich“, sagt sie.

Barbara Wolters, Mitarbeiterin des Ambulanten Kinder-Hospizdienstes, leitet über in eine Diskussionsrunde, in der neben dem Publikum auch zwei Engagierte zu Wort kommen. Ernst Bethgen begleitet ehrenamtlich einen Jungen mit einer geistigen Behinderung und seine Familie. Die 16-jährige Tabea ist derzeit Praktikantin beim Ambulanten Kinder-Hospizdienst und ist selbst eine betroffene Schwester. „Alle Menschen, die sich mit einem Tabuthema auseinandersetzen, verändern damit auch die Gesellschaft, in der sie leben“, sagt Barbara Wolters und zitiert einen Satz aus dem zuvor gezeigten Film: „Verantwortung teilen ist Balsam für die Seele.“

Der „3. Tag der Palliativ- und Hospizversorgung für Kinder und Jugendliche in Mittelhessen“ wurde veranstaltet vom Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Palliativ Pro, dem Kinder Palliativ-Team Mittelhessen, dem Deutschen Kinderhospizverein und dem Fachverband SAPV Hessen unter der Schirmherrschaft von Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich.

Weitere Informationen zu den Angeboten sind auf der Internetseite www.palliativpro.de/das-kinder-palliativ-team zu finden.

(Pressemitteilung des Regierungspräsidenten in Gießen Dr. Christoph Ullrich)